Handfibel
Z u m
Lesenlernen
nach der Lautirmethode
109115
von
- I). Heinrich Stephani,
K. B. Kirchenrathe, quieözirtem Dekane und Stadtpfarrer zu
Gunzenhausen, Ritter des Verdienstordens vom heil. Michael
und Mitgliede mehrerer gelehrten Gesellschaften.
Hundert und zweite Auflage.
Erlangen, 1868.
Verlag von Palm & E n f e.
(Adolph Enke.)
flölr* Viele Tausende von Kindern haben durch die Ste-
phani'sche Methode daö Lesen ohne Qual und in kurzer
Zeit erlernt, und vergrößert sich der Abnehmerkreis nament-
lich ker Fibeln von Jahr zu Jahr.
TM Hauptwörter (50): [T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger]]
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Extrahierte Personennamen: Heinrich_Stephani Heinrich K._B._Kirchenrathe Michael Adolph_Enke
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sie freundlich nach dem Wege, den er nehmen müsse,
um nach dem nächsten Dorfe zu kommen.
Karl trat sogleich hervor und sagte zu dem
Manne: ich will dir den Weg bis zum Dorfe
hinaus zeigen, wo du hernach nicht mehr irre
gehen kannst. Er ging hierauf mit dem Fremden
fort, und wies ihm von Ferne die Gegend, wo
Vas nächste Dorf lag.
Der Reisende bedankte sich lröstich und wollte
dem guten Knaben für seine Mühe ein Trankgeld
geben. Aber Karl nahm nichts und sagte: es hat
mich gefreut, daß ich dir habe einen Gefallen er-
zeigen können. Lebe wohl und reise glücklich.
18. Das habsüchtige Mädchen.
Ein gutes altes Mütterchen ging in die Kirche.
Der Weg war hart gefroren, sie fiel daher und
konnte nicht wieder allein aufstehen.
Lisette, ein Mädchen von zwölf Jahren, ging
vorbei und wurde von dem alten Mütterchen um
Beistand angerufen. Ja, sagte sie, wenn ihr mir
einen Groschen geben wollt, so will ich euch wohl
helfen. Sie half ihr auch wirklich nicht eher, als
bis ihr die alte Frau einen Groschen zu geben
versprochen hatte.
Pfuy der garstigen Habsucht!
19. Folgen des Ungehorsams.
Jakob war ein munterer Junae; aber er
hatte einen schlimmen Fehler. Wenn sein Vater
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TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern]]
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20. Ehrlichkeit.
Georg, ein armer Knabe, der keine Eltern
mehr hatte, mußte sein Brod erbetteln, weil in
der Stadt, wo er lebte, für die Armen nicht ge-
sorgt wurde. Einst sprach er einen vornehmen
Mann auf der Straße um ein kleines Almosen
an. Dieser wollte ihm eine Silbermünze geben
und griff deßwegen in seine Tasche. Allein er
fand, daß er schon all sein Silbergeld ausge-
geben hatte.
Weil ihn aber der Kleine so freundlich an-
blickte, so wollte er ihn nicht ohne Almosen weg-
schicken. Er zog also seinen Beutel hervor, gab
dem Knaben ein Goldstück aus demselben, und
sagte zu ihm: Geh' hin und wechsle dieß Gold-
stück, dann will ich dir etwas davon geben.
Georg lief in den nächsten Kramladen, und
ließ daselbst das Goldstück wechseln. Wie er wie-
der zurück kam, war der fremde Herr nicht mehr
zu sehen. Wenn Georg ein schlechter Knabe ge-
wesen wäre, so wäre er mit allem Gelde davon
gegangen; aber er dachte:
Viel lieber bleibe arm auf Erden,
Eh' du sollst reich durch Stehlen werden.
Er suchte also den vornehmen Herrn auf,
und fand ihn weit davon in einer andern Straße.
Dieser freute sich über die Ehrlichkeit des armen
Knaben, und hielt es für Pflicht, sich seiner an-
zunehmen. Er ließ ihm ein Handwerk lernen,
von dem er sich in der Folge recht gut ernährte.
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25. Das L ä m m ch e n.
Ein junges Lämmchen, weiß wie Schnee,
Ging einst mit auf die Weide;
Muthwillig sprang es in dem Klee
Mit ausgelaßner Freude.
Hop, Hop, gings über Stock und Stein
Mit unvorsichtigen Sprüngen;
„Kind, rief die Mutter, Kind, halt ein.
Es möchte dir mißlingen."
Allein das Lämmchen hüpfte fort,
Berg auf, Berg ab, in Freuden;
Zuletzt mußt' es am Hügel dort
Für seinen Leichtsinn leiden.
Am Hügel lag ein großer Stein,
Den wollt es überspringen;
Seht da, es springt, und — bricht ein Bein,
Aus war nun Lust und Springen.
O liebe, muntre Kinder! schreibt
Dieß tief in eure Herzen:
„Die Freuden, die man übertreibt,
Verwandeln sich in Schmerzen."
26. Der zänkische Hanns.
Hanns konnte sich nie mit seinen Geschwistern
friedlich betragen. Immer zankte er mit ihnen,
schimpfte und schlug sie, wenn sie nicht nach sei-
nem Willen thaten. Seine Eltern bestraften ibn
oft darüber: aber er beharrte bei seiner Unart.
Da er größer wurde, ward er seiner Streitsucht
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wegen überall gehaßt, und kam oft mit blutigem
Kopfe nach Hause. Auch dieß besserte ihn nicht.
Einst fing er wieder ungerechter Weift Händel
an, und bekam im Finstern einen unglücklichen
Schlag an den Kopf, woran er nach wenigen
Tagen sterben mußte.
27. Die Verführung.
Wilhelm saß an einem Sommerabende vor
der Thür, und wartete auf die Ankunft feines
Vaters. Da kam Philipp, ein böser Knabe, und
überredete ihn mit an den Fluß zu gehen, und
sich in einen Kahn zu setzen, der da angebunden
war.
Philipp war so unbesonnen, den Kahn loszu-
binden. Da er aber weder Kräfte noch Geschick-
lichkeit genug hatte, denselben zu regieren, so trieb
ihn das Wasser weit vom Ufer weg, und die Kna-
den geriethen in Lebensgefahr.
Zum Glücke sah ein Müller die Gefahr, und
eilte ihnen mit einem andern Kahne zu Hülfe.
Sie wurden gerettet, und Wilhelm, welcher Todes-
angst dabei ausgestanden hatte, erhielt noch dazu
von seinem Vater eine verdiente Züchtigung, weil
er sich hatte verführen lassen.
Wenn dich die bösen Buben locken, so folge ihnen nicht.
28. Der kleine Vogelfänger.
Peter (indem er ganz außer Athem in die
Stube stürzt): Mutter! Mutter! seht einmal den
Vogel, den ich hier habe.
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Extrahierte Personennamen: Wilhelm Philipp Philipp Philipp Wilhelm Peter_(
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Mutter: Einen Vogel? Und wo hast du
denn diesen her?
Peter: Ich fand heute sein Nest in der
Gartenhecke, und da wartete ich bis es Abend
wurde; dann schlich ich mich leise hin, und ehe
er es sich versah, husch, hatte ich ihn bei den
Flügeln.
Mutter: Was war denn in dem Neste?
Peter: Seine Jungen, liebe Mutter, ach so
kleine Vögelein, die noch gar keine Federn haben.
Mutter: Und was willst du denn mit dem
Vogel machen?
Peter: Ich will ihn in einen Bauer setzen
und ihn dann vor das Fenster hängen.
Mutter: Und die armen Jungen? was
sollen diese nun anfangen? wer wird diese füttern
und groß ziehen?
Peter: O die will ich auch gleich holen,
die soll er mir groß füttern.
Mutter: Wart Peter! Vorher laß dich
noch etwas sehr ernsthaftes fragen. — Wenn es
nun dein Fürsten einfiele, deine Mutter nebst dir
und deiner kleinen Schwester für beständig in ein
enges Loch einsperren zu lassen, wie würde dir
da zu Muthe sein?
Peter: Ach liebe Mutter! sehr übel. Ich
würde klagen und weinen, und mich bald zu Tode
grämen. Ach so etwas wird ja wohl der Fürst
nicht thun?
Mutter: Ei ja! Er wird es thun, wenn
er eben so unbarmherzig und grausam ist, wie du
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Extrahierte Personennamen: Peter Peter Peter Peter Peter
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gegen den Vogel und seine Jungen seyn willst. —
Wirst du wohl jetzt noch hingehen, und die jungen
Vögel holen, um sie in den Käfich einzusperren?
Peter: Nein, Mutter, das will ich nicht
thun. Vergebt mir, daß ich gegen die armen
Thiere so grausam seyn konnte. Ich dachte nur
nicht daran. Seht, da laß ich auch den alten
Vogel wieder zu seinen Jungen hinfliegen.
Mutter: So ist es brav von dir! Ver-
giß nun nicht wieder, daß auch die Thiere, so
wie die Menschen, von Gott geschaffen sind, um
sich ihres Lebens zu freuen; und daß es grausam
von uns ist, ihnen ihr kurzes Leben ohne Noth
verbittern zu wollen.
Quäle nie ein Thier zum Scherz,
Denn es fühlt, wie du, den Schmerz.
29. Mau darf nichts Kaltes trinken,
wenn man erhitzt ist.
Marie spielte mit andern Kindern allerlei
Spiele. Zuletzt tanzten sie zusammen, und wur-
den dadurch sehr erhitzt. Marie lief, ob sie gleich
von ihren Gespielen gewarnt wurde, zu dem
Brunnen hin, und trank nach Herzenslust.
Den andern Tag klagte sie über Kopfweh
und Schmerzen in der Brust. Sie hoffte, es
würde in einigen Tagen schon wieder vergehen;
aber statt dessen wurde es immer schlimmer
mit ihr.
Mariens Eltern schickten nun nach einem
Arzte, welcher auch sogleich kam, und ihr Arzneien
verschrieb. Allein er sagte sogleich, daß sie nicht
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Kopfe herum laufen; die eurigen aber tragen fast
das ganze Jahr hindurch Pelzkappen. Dadurch
vermehrt sich der Schweiß auf dem Kopfe, und
kann doch nicht verdunsten. Bei einem solchen
Dunstbade gedeiht denn auch das Ungeziefer.
Dann kratzen die Kinder, und die Natur treibt
alle Unreinigkeit nach dem Kopfe hin. Werft
die Pelzkappen euerer Kinder weg, schneidet ihnen
die Haare öfters ab, und haltet sie an, daß sie
sich mit frischem Wasser auch den Kopf waschen:
so werdet ihr bald von aller Plage frei werden.
Anton war ein vernünftiger Mann, der gu-
ten Rath gerne annahm und befolgte. Er that,
was ihm Nachbar Albert gerathen hatte, und seit-
dem werden seine Kinder nicht mehr vom Aus-
schlage und dem Ungeziefer geplagt.
31. Edelnruth.
In einer Stadt, die durch des Feuers Flammen
Fast ganz verzehret ward, geschah,
Was ich mit eig'nen Augen sah:
Ein kleines Kind lag mitten in den Flammen
Dem fürchterlichsten Tode nah.
Ein edler Fürst, der Landesvater, sah
Des Kindes Noth, rief alles Volk zusammen.
Und bot dem, der es retten wollte.
Zum Lohne tausend Thaler an.
Darauf stürzte sich ein armer Mann,
Well keiner sonst es wagen wollte.
Hin durch die lichte Gluth;
Und feinem Heldenmuth'
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Ohne es seinen Kameraden zu sagen, die es
ihm vielleicht abgerathen hätten, ging er zu dem
vornehmen Manne, bat ihn seines Vergehens
wegen um Vergebung, und versprach mit der Zeit
den Schaden zu vergüten.
Dieß Betragen rübrte den vornehmen Mann.
Er vergab ihm nicht nur, sondern versprach ihm
noch überdieß, da er horte, daß er arm sev, das
Lehrgeld für ihn zu bezahlen, wenn er in der
Folge ein Handwerk lernen wollte.
Hättet ihr an der Stelle des vornehmen
Mannes dieß nicht auch gethan?
35. Gefälligkeit.
Fritz und Heinrich wohnten in der Nahe bei
einander, hatten aber eine verschiedene Denkweise.
Jener war gefällig und zuvorkommend gegen je-
dcrmann; dieser that niemand etwas zu Gefallen,
wenn man ihn auch noch so freundlich darum bat,
und es ihn noch so wenig Mühe kostete.
So bat ihn einst Fritz in der Schule, er
möchte ihm eine Feder borgen, weil er die seinige
mitzunehmen vergessen, und Heinrich drei derglei-
chen vor sich liegen habe. „Ich brauche Die mei-
nigen selbst, sagte er unfreundlich, sieh, wo du
eine herbekommst."
Ein andermal bat ihn Fritz, er möchte ihm
sein Blumenbeet begießen helfen, weil ihm die
Gießkanne zu schwer sey. „Dinge dir einen Knecht
sagte er, wenn du es nicht allein kannst;" und
ging seines Weges fort.
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Extrahierte Personennamen: Heinrich Heinrich Fritz Heinrich Heinrich Fritz
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abzugewöhnen. Wir haben überaus gute
Eltern, welche Tag und Nacht für uns
sorgen, und uns zu frommen Kindern
zu erziehen suchen. Da habt ihr auch
Ursache, sie recht zärtlich zu lieben und
ihnen alles zu Gefallen zu thun.
Ich hatte ebenfalls sehr brave Ellern,
sie sind aber leider gestorben, und ich bin
jetzt eine Waise. Hattest du nicht auch
noch einen ältern Bruder? Wohl hatte
ich noch einen, er ist aber vor zwei Jahren
in die Fremde gegangen, und wir wisien
jetzt nicht, in welcher Ecke der Welt er
sich befindet.
Ich will alle Tage geschickter und artiger
werden; willst du, lieber Freund, dieß nicht
auch? Wir wollen darin mit einander
wetteifern. Du mußt aber auch Wort
halten, wenn wir dich loben sollen. Lasset
mich nur gehen, ihr sollet schon sehen, daß
aus' mir ein braver Junge wird. Ich will
es voll Herzen wünschen und mich darüber
schon im voraus freuen.
Mein Vater sagte jüngst: aller Ansang
ist schwer. Nun ist der Anfang im Lesenlernen
vorbei, und es geht schon leichter.
TM Hauptwörter (50): [T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit]]
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